Dienstag, 14. Oktober 2014
Case #80 - Ein kleines Mädchen oder eine blutende Frau?
Dianne war eine junge Frau, klein von Gestalt, die sehr viel Energie hatte. Sie sprach sehr oft in der Stimme eines kleinen Mädchens, die sogar eine verbissene Schärfe hatte.
Sie drückte ihre Frustration aus, und zwar, dass sie nicht bekam, was sie in dem Prozess erwartete. Sie 'hörte all dies schon früher' und 'es gab nichts Neues hier'. Abgesehen von dem Inhalt, sie klingte so als ob sie einen Wutanfall hatte. Ich fragte sie wie alt sie sich fühlte, worauf sie so antwortete: fünf Jahre alt.
In einer Therapie kann die Arbeit mit jemandem, der in einem rückläufigen Alter geblieben ist, relevant und angemessen sein. In dieser Weise kann man herausfinden was die Person in diesem Alter braucht und so kann man darauf reflektieren. Es ist allerdings eine langfristige Therapie und nicht immer angemessen.
Ich beschloss, dass ich mit Dianne in der Gegenwart arbeite. In dieser Dimension sind alle Entscheidungen gleich getroffen, und die begründete Wirklichkeit ist da wichtig. Ich entschiede mich so, weil Dianne in dem Zustand des kleinen Mädchens scheinbar ganz stecken blieb. In gewisser Hinsicht wäre die Arbeit mit ihr in dieser Position, als ob wir Dianne in eine Lebensform treiben wollten, die in einer Beziehung nicht lebensfähig ist.
Ich bat sie also darum, ihre eigene Stimme zuzuhören und mit mir gemeinsam in das 'Hier und Jetzt' zu kommen. Ich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass sie einen 26 Jahre alten Körper hatte, dass sie eine Frau und mit der Gruppe anderer Erwachsenen gleichrangig war. Sie schmollte, aber ich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ihre jetzigen Möglichkeiten und ermunterte sie wieder mit mir in das Jetzt zu kommen.
Ich bat sie, sich aufzusetzen – sie war nämlich vorgebeugt, und sich in die Brust zu werfen, anstatt sich zu verbergen. Sie tat so und alles sah plötzlich anders aus. Ich bat sie, in ihre weiblichen Organe einzuatmen – in die Eierstöcke und Gebärmutter. Damit sie sich ihre Weiblichkeit fühlt, sollte sie die anderen Frauen in der Gruppe ansehen und sich mit ihnen als gleichrangig verbinden.
Sie sagte es sei sehr schwierig. Ich ermutigte sie also und gab ihr Rückmeldung darüber, wie unterschiedlich ich sie sehe.
Trotzdem bekämpfte sie, Erwachsene zu bleiben. Ich bat sie noch mal, in ihren Körper zu kommen. Zu dieser Zeit verriet sie mir, dass sie seit 4 Monaten keine Menstruation hatte. Das hatte keine medizinische Ursache, sie hörte nach einem nervenden Zwischenfall auf – und zwar nach dem Bruch mit ihrem Freund. Aber das kam auch schon früher vor.
Ich weiste darauf hin, dass ihr Gefühl von Weiblichkeit mehr von äußeren Faktoren abhängt, und weniger von der inneren Stabilität. Sie hörte zu und bestätigte das.
Ich stellte sie also ihrer Tat gegenüber: sie will ein kleines Mädchen bleiben, nicht aufwachsen und eine vollkommene Frau sein, die stark und unabhängig davon ist, was die anderen über sie denken.
Ich sagte Dianne, dass ich sie unterstütze, bis sie ihre Vollkommenheit erreicht. Ich werde aber mit ihrem „hilfloses kleines Mädchen"- Zustand nicht einverstanden sein.
Ich forderte sie auf, mit ihrem Körper zu sprechen. Sie sollte ihm sagen, dass sie als eine Frau leben und sich selbst als eine Frau akzeptieren wird – inbegriffen ihre Fruchtbarkeit und Blutung, und sie wird keinerlei äußerlichen Faktoren lassen, sich selbst weniger zu fühlen.
Ich brachte den Prozess zu Ende. Ich wollte sie mit unserer gemeinsamen Arbeit ein bißchen sitzen lassen, anstatt aus mir mehr herausholen zu versuchen. Das Ziel ihres Prozesses war mehr selbstbezogen zu werden.
Ich gab ihr eine kleine Hausaufgabe: sie sollte jeden Tag auf ihrem Phone App den Phasen des Mondes folgen und mit dem Gespräch mit ihrem Körper fortsetzen, damit sie ihre Weiblichkeit verstärkt. Das war die 'klassische' Version von Gestaltpsychologie. Obwohl ich meistens die gegenwärtige Annäherung bevorzuge, die eine verwandtschaftliche Philosophie und Praxis verwendet, gibt es aber auch einen eher konfrontativen Stil, der auf die Wahlmöglichkeit der Erwachsenen und gegenwärtige Verantwortung, sowie selbst Unterstützung basiert. Es kann sehr grob sein, wenn es zu sehr forciert, oder nicht an der richtigen Stelle und in der richtigen Zeit gebraucht wird. Manchmal kann das aber als ein notwendiger Weckruf funktionieren, wenn die betroffene Person irgendwie imstande ist, mit dieser Botschaft zu arbeiten.
In langfristiger Therapie haben wir den unendlichen Raum, das aufzuklären, was sich hinter der Wahl des kleines Mädchen Zustands versteckt. Dafür gibt es immer einen guten Grund, und in diesem Sinne ist es kein Widerstand, aber was wir als 'kreative Einstellung' bezeichnen. Wir glauben also, dass die Arbeit mit der Person wichtig ist, inklusive 'das Steckenbleiben'. Die Menschen brauchen meistens Unterstützung, Verständnis und nicht Gegen- sondern Zusammenarbeit.
Es gibt jedoch die Zeit und Raum für eine respektvolle Konfrontation. Die Herausforderung besteht darin, dass ich meine Knöpfe im Prozess kenne – was hilft mir zu konfrontieren und was konfrontiert für mich. All dies sind material, die auch in Beziehungen hineingebracht werden können. Gestalt ist weder eine ausschließlich empathische noch eine konfrontative Therapie. Die Hauptsache ist, eine authentische Begegnung zu erreichen – denn genau das ist umgestaltend.
Sie drückte ihre Frustration aus, und zwar, dass sie nicht bekam, was sie in dem Prozess erwartete. Sie 'hörte all dies schon früher' und 'es gab nichts Neues hier'. Abgesehen von dem Inhalt, sie klingte so als ob sie einen Wutanfall hatte. Ich fragte sie wie alt sie sich fühlte, worauf sie so antwortete: fünf Jahre alt.
In einer Therapie kann die Arbeit mit jemandem, der in einem rückläufigen Alter geblieben ist, relevant und angemessen sein. In dieser Weise kann man herausfinden was die Person in diesem Alter braucht und so kann man darauf reflektieren. Es ist allerdings eine langfristige Therapie und nicht immer angemessen.
Ich beschloss, dass ich mit Dianne in der Gegenwart arbeite. In dieser Dimension sind alle Entscheidungen gleich getroffen, und die begründete Wirklichkeit ist da wichtig. Ich entschiede mich so, weil Dianne in dem Zustand des kleinen Mädchens scheinbar ganz stecken blieb. In gewisser Hinsicht wäre die Arbeit mit ihr in dieser Position, als ob wir Dianne in eine Lebensform treiben wollten, die in einer Beziehung nicht lebensfähig ist.
Ich bat sie also darum, ihre eigene Stimme zuzuhören und mit mir gemeinsam in das 'Hier und Jetzt' zu kommen. Ich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass sie einen 26 Jahre alten Körper hatte, dass sie eine Frau und mit der Gruppe anderer Erwachsenen gleichrangig war. Sie schmollte, aber ich lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ihre jetzigen Möglichkeiten und ermunterte sie wieder mit mir in das Jetzt zu kommen.
Ich bat sie, sich aufzusetzen – sie war nämlich vorgebeugt, und sich in die Brust zu werfen, anstatt sich zu verbergen. Sie tat so und alles sah plötzlich anders aus. Ich bat sie, in ihre weiblichen Organe einzuatmen – in die Eierstöcke und Gebärmutter. Damit sie sich ihre Weiblichkeit fühlt, sollte sie die anderen Frauen in der Gruppe ansehen und sich mit ihnen als gleichrangig verbinden.
Sie sagte es sei sehr schwierig. Ich ermutigte sie also und gab ihr Rückmeldung darüber, wie unterschiedlich ich sie sehe.
Trotzdem bekämpfte sie, Erwachsene zu bleiben. Ich bat sie noch mal, in ihren Körper zu kommen. Zu dieser Zeit verriet sie mir, dass sie seit 4 Monaten keine Menstruation hatte. Das hatte keine medizinische Ursache, sie hörte nach einem nervenden Zwischenfall auf – und zwar nach dem Bruch mit ihrem Freund. Aber das kam auch schon früher vor.
Ich weiste darauf hin, dass ihr Gefühl von Weiblichkeit mehr von äußeren Faktoren abhängt, und weniger von der inneren Stabilität. Sie hörte zu und bestätigte das.
Ich stellte sie also ihrer Tat gegenüber: sie will ein kleines Mädchen bleiben, nicht aufwachsen und eine vollkommene Frau sein, die stark und unabhängig davon ist, was die anderen über sie denken.
Ich sagte Dianne, dass ich sie unterstütze, bis sie ihre Vollkommenheit erreicht. Ich werde aber mit ihrem „hilfloses kleines Mädchen"- Zustand nicht einverstanden sein.
Ich forderte sie auf, mit ihrem Körper zu sprechen. Sie sollte ihm sagen, dass sie als eine Frau leben und sich selbst als eine Frau akzeptieren wird – inbegriffen ihre Fruchtbarkeit und Blutung, und sie wird keinerlei äußerlichen Faktoren lassen, sich selbst weniger zu fühlen.
Ich brachte den Prozess zu Ende. Ich wollte sie mit unserer gemeinsamen Arbeit ein bißchen sitzen lassen, anstatt aus mir mehr herausholen zu versuchen. Das Ziel ihres Prozesses war mehr selbstbezogen zu werden.
Ich gab ihr eine kleine Hausaufgabe: sie sollte jeden Tag auf ihrem Phone App den Phasen des Mondes folgen und mit dem Gespräch mit ihrem Körper fortsetzen, damit sie ihre Weiblichkeit verstärkt. Das war die 'klassische' Version von Gestaltpsychologie. Obwohl ich meistens die gegenwärtige Annäherung bevorzuge, die eine verwandtschaftliche Philosophie und Praxis verwendet, gibt es aber auch einen eher konfrontativen Stil, der auf die Wahlmöglichkeit der Erwachsenen und gegenwärtige Verantwortung, sowie selbst Unterstützung basiert. Es kann sehr grob sein, wenn es zu sehr forciert, oder nicht an der richtigen Stelle und in der richtigen Zeit gebraucht wird. Manchmal kann das aber als ein notwendiger Weckruf funktionieren, wenn die betroffene Person irgendwie imstande ist, mit dieser Botschaft zu arbeiten.
In langfristiger Therapie haben wir den unendlichen Raum, das aufzuklären, was sich hinter der Wahl des kleines Mädchen Zustands versteckt. Dafür gibt es immer einen guten Grund, und in diesem Sinne ist es kein Widerstand, aber was wir als 'kreative Einstellung' bezeichnen. Wir glauben also, dass die Arbeit mit der Person wichtig ist, inklusive 'das Steckenbleiben'. Die Menschen brauchen meistens Unterstützung, Verständnis und nicht Gegen- sondern Zusammenarbeit.
Es gibt jedoch die Zeit und Raum für eine respektvolle Konfrontation. Die Herausforderung besteht darin, dass ich meine Knöpfe im Prozess kenne – was hilft mir zu konfrontieren und was konfrontiert für mich. All dies sind material, die auch in Beziehungen hineingebracht werden können. Gestalt ist weder eine ausschließlich empathische noch eine konfrontative Therapie. Die Hauptsache ist, eine authentische Begegnung zu erreichen – denn genau das ist umgestaltend.
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